Die Ego-State-Arbeit fusst auf der Erkenntnis, dass die Persönlichkeit (das Ich) aus verschiedenen Ich-Zuständen/Ego States besteht. Sie entstehen bei jedem Menschen im Laufe der Entwicklung, sind durch mehr oder weniger durchlässige Grenzen voneinander getrennt und der Person mehr oder weniger bewusst. Sie dienen der Anpassung und verfügen jeweils über spezielle Wahrnehmungsmuster und Verhaltensweisen.
Selbst scheinbar destruktive States sind zur Unterstützung da.
Menschen, die durch toxischen Stress seelisch (schwer) verletzt wurden, entwickeln zum Schutz ihrer Persönlichkeit Abwehrmechanismen gegen die mit der Verletzung verbundenen Schmerz- und Angstgefühle. Die Persönlichkeit wird meist unbewusst in verschiedene Ich-Anteile (Ego-States) "aufgespalten". Ego-States sind neurophysiologische Manifestationen der Reaktion des autonomen Nervensystems, die sich als Reaktion auf bestimmte Lebenserfahrungen entwickeln können oder entwickelt haben. Ego-States können mitunter eigene Überzeugungen, eine eigene Geschichte, Bedürfnisse, Reaktionen und somatische Erfahrungen haben.
Jeder einzelne Ego-State hat seine Daseinsberechtigung. Keinen dieser Anteile können wir einfach "rauswerfen" oder "abstellen". Zunächst geht es darum, die einzelnen Anteile zur Kenntnis zu nehmen, in ihren Anliegen wertzuschätzen und zu akzeptieren.
Dann besteht die Möglichkeit, die Ego-States in ihrer Präsenz neu zu ordnen oder lange vernachlässigten Teilen mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Nicht immer arbeiten alle Anteile harmonisch miteinander. Uneinigkeit und ein Mangel Kooperation können Ego-States auszeichnen. Je nach Situation in unserem Leben übernimmt der eine oder andere
Anteil die Führung. Demnach verhalten wir uns so, wie es diesem Anteil entspricht. Ein Ego-State kann eine Machtposition innehaben oder unterdrückt sein. Verdrängte Ego-States übernehmen in
unserem Leben selten oder nie die Führung. Vielleicht vergleicht ein Anteil Sie ständig mit anderen, benötigt permanent Zuspruch und Anerkennung durch andere oder hat einen unbewussten Glaubenssatz gebildet, der heißt: "Es reicht nicht!" oder "Das habe ich nicht verdient!" oder "Nur Leistung zählt".
Die Ziele der Arbeit liegen in der Stärkung und Integration der Persönlichkeit. Durch Entdecken und Bewusstmachen kann Integration als ein Zustand herbeigeführt werden, in dem einzelne Ego-States in vollständiger Kommunikation miteinander stehen, mentale Inhalte austauschen und in harmonischen Beziehungen miteinander existieren.
In der Arbeit mit dieser Methode lernen Sie Ihre Ego-States und deren Aufgaben kennen:
Auch transgenerationale und unbewusst weitergegebene (Trauma-) Cluster oder Muster können entdeckt und miteinbezogen werden.
Im Beratungsprozess kann sich das System der Ego-States neu finden, so dass jeder Anteil mit der Zeit seinen angemessenen Platz findet.
Ego-State-Arbeit meets Somatic Experiencing
Verletzte (evtl. traumatisierte) Anteile können still und unscheinbar (abgespalten) sein oder immer vehementer, extremer und verzweifelter auf sich aufmerksam machen:
sie suchen nach Gelegenheiten, um wahrgenommen zu werden und ihre Geschichte erzählen zu können. Im Bemühen, gehört und gesehen zu werden, lassen sie die Person Alpträume, Flashbacks, Schmerzen oder
Ängste erleben. Wie im Stich gelassene Kinder unternehmen sie verzweifelte Versuche, gesehen, umsorgt, geliebt und angenommen zu werden.
Hinweis:
Diese Beschreibung ist eine ausschnitthafte Darstellung der Methode und wird auch in der Traumatherapie eingesetzt. Sie findet jedoch auch bei vielen anderen psychischen Auffälligkeiten als
eingesetzte Methode Anwendung, um psychosoziale und/oder psychotherapeutische Hilfestellung zu geben.